Der deutsche Junioren-Fußball gehört zum besten in der Welt. Er bildete die Basis für den Gewinn der WM in Brasilien. Wie in jedem Jahr gehört es deshalb bei den Besuchern des Sparkassen-Bundesligacups zu den beliebtesten Beschäftigungen: Wer von den 18- bis 19-Jährigen könnte ein zukünftiger Profi werden? Wer bringt es eventuell sogar bis zum Nationalspieler?
Was sich am Freitag bereits andeutet, setzt sich am Samstag nahtlos fort: Das Niveau der Partien ist insgesamt noch ein klein wenig höher als in den vergangenen Jahren. Wer die Partie VfB Stuttgart gegen VfL Wolfsburg miterlebt, der sieht sich in weiten Teilen eine Partie auf Bundesliga-Niveau an – und zwar nicht der A-Jugend, sondern der Herren. Pressing, Gegen-Pressing, Herausarbeiten von Chancen und schnelles Suchen von Abschlüssen; alles passt. Wolfsburg geht zwar in Führung, doch der Vorjahresfinalist Stuttgart dreht die Partie noch zum 2:1. Am Sonntag meint VfB-Trainer Ilija Aracic an der Seitenlinie (am Samstag war er kurzfristig zu einer Hochzeit nach Hamburg gefahren): „Wir sind noch nicht ganz so weit wie im Vorjahr, da viele Neue zum Team gestoßen sind.“
Er schätzt sein Team richtig ein. Im Halbfinale gegen Nürnberg muss das Elfmeterschießen entscheiden. Die Stuttgarter liegen zweimal ein Tor vorne, doch letztlich gewinnt der FC. „Das war nicht unverdient, Nürnberg war einen Tick besser“, meint der Haller und VfB-Betreuer Zdravko Mustapic. Auch im Spiel um Platz 3 hat der VfB das Nachsehen. Zwar drücken die Schwaben im ersten Durchgang, doch nach der Pause erzielen die Kölner aus zwei Chancen zwei Tore.
Wie im Vorjahr steht Schalke im Finale. Das ist eine eindeutige Angelegenheit. Bereits zur Halbzeit heißt es 3:0 und das Team von Trainer Norbert Elgert schaukelt den insgesamt fünften Cupsieg locker nach Hause. Dabei muss es nur in den ersten 30 Minuten volle Leistung bringen. Zweimal kommt Felix Schröter an den Ball, zweimal klingelt es im Nürnberger Gehäuse. Der Ex-Hoffenheimer Schröter, der erst vor dieser Saison zu Schalke gewechselt ist, hält bei Ballbesitz sofort drauf – und gewinnt später mit insgesamt sechs Treffern die Torschützenkanone. Das 3:0 erinnert an den deutschen Kantersieg gegen Brasilien: Die Königsblauen kombinieren so lange traumwandlerisch sicher im Nürnberger Strafraum, bis Esat Morina frei ist. Er braucht nur nur noch einzuschieben.
Galatasaray Istanbul wurde im Vorjahr Dritter. Im Schenkenseestadion lautet deshalb ihre Vorgabe: Der Pokal muss her. Daraus wird nichts, Frankfurt erkämpft sich im entscheidenden Vorrundenspiel ein 1:1. Dadurch muss der türkische Traditionsclub ins Spiel um Platz 5, das er im Elfmeterschießen gewinnt. Vedat Inceefe, türkischer U19-Nationaltrainer, ist trotzdem zufrieden: „Ich habe einige interessante Spieler für mein Team gesehen, nicht nur bei Galatasaray.“
Die gastgebenden Sportfreunde verlieren alle Partien, auch das Spiel um Platz 7 mit 1:4 gegen Frankfurt. Doch darum geht es nicht. Welcher Amateur-Fußballer kann schon von sich behaupten, den 1. FC Köln mit einer 1:0-Führung in die Halbzeit-Kabine geschickt zu haben?

Guido Seyerle (Haller Tagblatt)